Bonn – eine Stadt mit Kaffeetradition

Veröffentlicht von Francesco Zandegiacomo in: Allgemein // 11. September 2012

Wer an Kaffee denkt, denkt wohl kaum zuerst an Bonn. Die Bundesstadt am Rhein – ein Niemandsland in Sachen Kaffee-Kultur? Eine Spurensuche.

Die Achse Wien – Bonn

Zuntz

Quelle: Kaffeetraditionsverein e.V. veröffentlicht in „Selige Witwe“, Gabriele Wasser 2009

Kaffeekultur im Okzident ist untrennbar mit der Stadt Wien verbunden. Der Legende nach ließen die Türken nach der Belagerung den Kaffee gleich säckeweise zurück und legten so den Grundstein der Wiener Kaffeehaustradition, für welche die Donaustadt weltweit Berühmtheit genießt.

Doch Wien und Bonn haben auf den ersten Blick auch nicht gerade viel gemein. Betreibt man ein wenig Kaffeesatzleserei und geht der Sache auf den Grund, so offenbart sich doch Erstaunliches: Der lateinische Name Wiens „Vindobona“ ist vermutlich keltischen Ursprungs, und setzt sich zusammen aus der Vorsilbe „Vindo-„ für „Weiß“ und „Bona“, dem alten Namen Bonns! Die Lautähnlichkeit mit dem althochdeutschen „bōna“ für Bohne kann jedoch nicht mehr als Zufall sein, denn Kaffeebohnen tragen ihre Bezeichnung dank eines volksetymologischen Irrtums: Das arabische Wort „bunn“ ähnelt nur dem Wort Bohne, botanisch betrachtet sind die Kaffeebeeren bekannter Weise Steinfrüchte. Die Spurensuche führt also eher in Richtung Bonner Stadthistorie.

Ureigene rheinische Kaffeetradition

Damals

Die Stadt am Rhein blickt nämlich unerwartet auf eine eigene Kaffeetradition zurück, die selbst eingefleischten Bonnern heute wenig bekannt ist. So wurde bereits im Jahr 1837 die Kaffee-Großrösterei „A. Zuntz sel. Wwe.“ (bedeutete nach damaligem Sprachgebrauch: „des seligen Amschel Zuntz Witwe“) in Bonn gegründet. 1879 und 1889 wurden Zweigstellen in Berlin und Hamburg eröffnet. Der Kaffee etablierte sich immer mehr auf dem Markt und die Kaffeeröster avancierten zum Hoflieferanten des Hauses Sachsen-Coburg, des Hauses Preußen und des Kaisers. Die Kaffeemarke „A. Zuntz sel. Wwe.“ besteht bis heute, seit der Übernahme 1970 wird sie von der Dallmayr Kaffeerösterei in München verkauft. Eine Erfolgsgeschichte, die ihren Ursprung in Bonn hat. In der Königstraße erinnern alte Werbeschilder im Traditionslokal „Zuntz Selige Witwe“ noch heute an die erfolgreiche Kaffeerösterei.

Quelle: Kaffeetraditionsverein e.V.

Neben der Kaffeemarke „A. Zuntz sel. Wwe“ stammt auch der „Fürsten Kaffee“ aus der Stadt am Rhein. 1895 gründete der Kaffeeimporteur Eduard Schlingschröder in Bonn-Castell die Kaffee-Import-Großrösterei „Ed. Schlingschröder“. Die Rösterei bestand bis 1980.

 

Und heute

Zugegeben, heute rösten wir nicht mehr in Bonn – auch weil uns unsere Röstmeister stets versichern, welch immensen Einfluss Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Aerosole, Temperatur auf die Qualität des Endproduktes haben. Außerdem wäre es ja sonst auch kein echter italienischer Kaffee mehr.

Und doch knüpft Miomida mit dem Vertrieb des Zandegiacomo Kaffees an eben jene Tradition an. Dank Datenautobahn gehen die Kaffeesäcke heute ganz ohne Belagerung von Bonn aus in alle Welt. Wem das noch nicht genug Lokalkolorit ist, dem sei ein Besuch im Café Sued in der Bonner Südstadt ans Herz gelegt. In dem kleinen Café – selbst schon eine Bonner Institution – schwört man seit Jahren auf Zandegiacomo Kaffe. Hier lässt sich bei einem Tässchen herrlich über die Kaffeetradition der Stadt philosophieren.

Allen, denen Bonn zu fern liegt, bleibt wohl nur der Weg in den Miomida Online Shop für italienischen Kaffee – ebenfalls sehr zu empfehlen!


Author Info: Francesco Zandegiacomo

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