Männer die auf Ziegen starren – die Entdeckung des Kaffees

Veröffentlicht von Sven Engelmann in: Allgemein // 14. Oktober 2013

Männer die auf Ziegen starren – die Entdeckung des Kaffees

Die Geschichte der Entdeckung des Kaffees ist eigentlich recht wage und unklar. Fakt allerdings  ist, das es sich beim Ursprung des Kaffees um die Provinz „Kaffa“ in Abessinien (Äthiopien) handelt, wo selbst heute noch in den Bergregenwäldern der Provinz in wilder Natur Kaffee wächst. Durch genetische Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass sämtliche Pflanzen der Gattung caffea arabica auf der ganzen Welt Abkömmlinge hiesiger Sträucher sind.

Allerdings leitet sich Das Wort „Kaffee“ nicht zwangsläufig, wie man meinen könnte, durch den Namen der Provinz „Kaffa“ ab, sondern hat seinen Ursprung eher im arabischen Wort „quawah“ was frei in etwa als „Getränk aus Pflanze“ oder auch „berauschendes Getränk“ ja sogar „Wein“ übersetzt wird. Es ist demnach auch nicht verwunderlich, dass vor allem die stimulierende Wirkung des Getränks immer wieder in den Legenden um die Entdeckung des Kaffees eine wichtige Rolle einnimmt.

Archäologische Funde scheinen sogar darauf hinzudeuten, dass die Menschheit schon seit etwa 4000 Jahren zumindest Kaffeekirschen gegessen hat, da die reifen, roten Früchte einen relativ hohen Zuckergehalt besitzen und selbstredend süß schmecken und auch recht bekömmlich sind.

Es ist von daher naheliegend, dass  das erste aus der Kaffeepflanze gewonnene Getränk wohl eher eine Art „Wein“ war und somit auch nur wenig mit dem heutigen, uns allen bekannten Kaffee-Getränk zu tun hatte. Denn die beschriebene Süße der reifen Kirschen bietet natürlich ideale Voraussetzungen durch natürliche, in der Luft vorkommende Hefebakterien den Zucker in Alkohol umzuwandeln. Es gibt sogar einige Hinweise, das dieser Art „Kaffee-Wein“ schon ein Handelsgut in der frühen Römerzeit war, zumindest aber lässt sich damit erklären, weswegen das Wort „quawah“ häufig auch als „Wein“ oder eben als „berauschendes Getränk“ übersetzt wird.

Seriöse Forschungen gehen mittlerweile davon aus, dass Kaffee in etwa seit dem 9. Jahrhundert getrunken wird und die in diesem Zusammenhang am häufigsten anzutreffende Legende im Hinblick auf die Entdeckung des Kaffees, ist vor allem die eines Ziegenhirten in eben jener Region Kaffa im heutigen Äthiopien.

Dieser Hirte beobachtete der Legende nach, dass seine Ziegenherde trotz einer langer Wanderung und offensichtlicher Ermüdung, des Nachts keine Ruhe fand und ein sonderbares Verhalten an den Tag legte. Besorgt berichtete der Hirte einem naheliegenden Kloster von der Entdeckung und dem seltsamen Verhalten seiner Ziegen. Die Mönche gingen daraufhin dem Rätsel der wachen Zeigen nach und fanden auf der naheliegenden Weide, die der Hirte für sich und seine Ziegen zur Rast ausgesucht hatte, dunkelgrüne, buschige Pflanzen mit kirsch-ähnlichen Früchten in grüner, gelber und roter Farbe. Der Legende nach bereiteten sich die Mönche nun selbst aus den Früchten des Busches ein Getränk und stellten fest, dass Ihre Müdigkeit schwand und sie nun problemlos wach bleiben konnte, um bspw. auch Nachts Ihren Gebeten nachzugehen.

Allerdings hinterlässt diese Geschichte bei näherem Betrachten dann doch einige offene Fragen. Zum Beispiel inwiefern ein aus den Kirschen gewonnener Trank eine wachhaltende Wirkung erzeugen konnte, da sich das für den Kaffee so typische Koffein (Trimethylxantin) vornehmlich in der Bohne, also dem Kern, und nicht etwa im Fruchtfleisch (Pulpe) befindet?

Dass es durchaus „Kaffee“-Getränke gibt, die aus der reinen Schale oder den ungerösteten Bohnen hergestellt werden, ist soweit nichts Besonderes. Man denke in diesem Zusammen hang bspw. an den auch heute noch im Jemen getrunken „Gisher“, welcher aus den getrockneten und stundenlang gekochten Schalen der Kaffee-kirschen zubereitet wird oder aber an den neuerdings wieder stark als „Schlankmacher“ umworbenen „grünen Kaffee“ aus ungerösteten Bohnen.

Am naheliegendsten ist meines Erachtens die Erklärung, das es wohl vertrocknete Kaffee-Zweige waren, die als Reisig zum Feuermachen dienten und erst dadurch ihren so typischen und verführerischen Duft durch die „Röstung“ der noch an den Ästen befindlichen Kirschen, freisetzten. Genau lässt es sich allerdings nicht beweisen sondern nur vermuten.

In jedem Fall aber war der Siegeszug des in etwa im 9. Jahrhundert in Äthiopien entdeckten Kaffees nicht mehr aufzuhalten, was vor allem auch mit dem nicht all zu weit von Äthiopien gelegenen Ort Mekka zu tun hat. Aber das ist das Thema des nächsten Artikels in diesem Blog.

Bei Fragen zur Thematik stehe ich Euch natürlich jederzeit zur Verfügung.

Euer Kaffee-Connaisseur
Sven Engelmann


Author Info: Sven Engelmann

https://www.miomida.de/cms/wp-content/uploads/2013/08/Sven-Engelmann-180x180.jpg

Sven Engelmann ist 36 Jahre alt und arbeitet als freiberuflicher Kaffee-Connaisseur und ausgebildeter Sommelier (IHK) in Europas Genuss-Hauptstadt Brüssel. Vor über 15 Jahren begann seine Leidenschaft sich intensiver mit der Thematik Kaffee auseinander zu setzen. 2001 Gewann er die 1. Deutsche Barista Meisterschaft der Speciality Coffee Association of Europe (SCAE Deutschland), und erreichte im Anschluss mit einem 7. Platz die bisher beste Platzierung eines Deutschen Teilnehmers bei den internationalen Barista Weltmeisterschaften.

Verwandte Beiträge

Beitrag kommentieren