Kaffee-Sätze – Wen interessiert schon die Bohne?
Veröffentlicht von Jonas in: Interview // 2. September 2013
Sven Engelmann im Interview mit Miomida
Sven Engelmann ist 36 Jahre alt und arbeitet als freiberuflicher Kaffee-Connaisseur und ausgebildeter Sommelier (IHK) in Europas Genuss-Hauptstadt Brüssel. Vor über 15 Jahren begann seine Leidenschaft sich intensiver mit der Thematik Kaffee auseinander zu setzen. 2001 Gewann er die 1. Deutsche Barista Meisterschaft der Speciality Coffee Association of Europe (SCAE Deutschland), und erreichte im Anschluss mit einem 7. Platz die bisher beste Platzierung eines Deutschen Teilnehmers bei den internationalen Barista Weltmeisterschaften.
Auf Grund langjähriger und unterschiedlicher beruflicher Engagements in den verschiedensten Bereichen der Kaffeeindustrie verfügt er über ein überdurchschnittliches und tiefgründiges Wissen über die Kultur und die Geschichte des Kaffees, Ernte, Aufbereitung und Herstellungsverfahren sowie betriebswirtschaftliche und sensorische Fachkenntnisse. Sein Fachwissen stellt er bspw. in regelmäßigen Schulungen zur Thematik „Kaffee & Tee“ an der Deutschen Weinschule Koblenz interessierten Teilnehmern zur Verfügung.
Hallo Sven, willkommen bei Miomida!
Hallo zusammen! Ich freue mich sehr, dabei sein zu können.
Wir freuen uns auch sehr, dass wir Zeit für ein kleines Interview haben, um Dich unseren Kunden und Lesern vorzustellen. Erzähl doch mal: Was hat Dich dazu bewegt, für uns Beiträge über Kaffee zu schreiben?
Ich habe mich sehr über die Einladung des Miomida Teams gefreut, diverse Blog Beiträge zum Thema Kaffee zu verfassen. Da musste ich nicht lange überlegen! Insbesondere, weil ich durch den Besuch des Miomida-Teams bei mir in Brüssel eine außergewöhnliche Begeisterung und eine derartig große Leidenschaft zur Thematik Kaffee feststellen konnte, dass mir eigentlich nichts anderes übrig bleibt, als diesen Kaffee-Enthusiasmus durch kompetentes Fachwissen zu erweitern und zu unterstützen.
Jeder kennt Kaffee, fast jeder trinkt Kaffee. Warum denkst Du, gibt es immer noch etwas über Kaffee zu sagen?
Kaffee ist weitaus mehr als nur ein heißes, schwarzes Getränk das vornehmlich zur Stimulierung des Geistes und des Körpers getrunken wird. In Deutschland im Übrigen mit einem pro Kopf Konsum von knapp 150 Litern pro Person das meistkonsumierte Getränk überhaupt – noch vor Wasser oder gar Bier. Allerdings sehe ich diesen ersten Platz im generellen Getränke Konsum der Deutschen sowohl als Segen als auch als Fluch.
Das ist ein sehr interessanter Ansatz. Was meinst Du damit?
Der häufige Kaffeekonsum ist Segen dahingehend, als dass sich fast jeder Erwachsene in Deutschland in irgendeiner Art mit dem Thema Kaffee tagtäglich auseinander setzt, sei es jetzt nur mit der morgendlichen Tasse Kaffee zum Frühstück, der alltäglichen Kaffee-Routine am Arbeitsplatz bis hin zu herkömmlichen Kaffeekränzchen mit Kuchen am Nachmittag. Kaffee ist einfach in (fast) aller Munde und somit ein nicht mehr wegzudenkender alltäglicher Begleiter.
Das spricht doch eigentlich erst einmal für den großen Erfolg von Kaffee. Was siehst Du daran kritisch?
Genau darin liegt meines Erachtens auch der Fluch. Denn die beschriebene Alltäglichkeit des Kaffeekonsums in Deutschland bedingt auf der anderen Seite eine Desensibilisierung der Konsumenten zu Lasten einer anspruchsvollen Kaffee-Qualität oder gar einer ausgeprägten Kaffee Kultur. Kaffee muss einfach auch jederzeit zur Verfügung stehen, ohne Wenn und Aber – nur ob diese Einstellung in welcher Qualität auch immer wirklich sinnvoll ist, hinterfragen die wenigsten dabei.
Das stimmt! Viele Kaffeetrinker nehmen sich nicht die Zeit und die Aufmerksamkeit, ihr Getränk bewusst zu genießen. Kaffee wird im Alltag oft nebenbei getrunken.
Allerdings. In diesem Punkt sind vor allem die Tee-Trinker den Kaffee Konsumenten um einiges voraus – oder würde sich ein alltäglicher Tee Trinker wirklich einen feinen Oolong oder einen aromatischen Earl-Grey als „to go“ im Papp-Becher am Kiosk für die anstehende U-Bahnfahrt zur Arbeit bestellen? Ich glaube kaum.
Was in erster Linie mit der generellen Einstellung also der Liebe der Tee-Trinker zu Ihrem Getränk zu tun hat. Man verschreibt sich einer gewissen Trink-Kultur, die, wenn richtig angewandt, auch gleichzeitig eine bessere Qualität zur Folge hat.
Aber lieben die Kaffeetrinker ihren Kaffee nicht im gleichen Maße?
Die Kaffeetrinker selbst würden sich vehement verteidigen und betonen, dass sie ohne Kaffee gar nicht können. Aber im Bereich Kaffee ist es leider nur eine erschreckend kleine Minderheit, die sich überhaupt die Frage stellt, was sie da eigentlich gerade trinkt, wo der Kaffee überhaupt herkommt und welche Unterschiede sich auf Grund verschiedener Zubereitungsmöglichkeiten bspw. sensorisch ergeben können.
Das aber sind genau die Ansatzpunkte, über die wir in unserem Blog schreiben möchten.
Genau darum geht es. Zwar dürften die Hintergründe vielen Kaffeetrinkern egal sein, solange die Tasse schwarz, heiß und vor allem voll ist – aber all den anderen, die sich innerhalb der letzten 10 bis 15 Jahre dem offensichtlichen Wandel der Deutschen Kaffee-Kultur verschrieben haben, werden im Laufe der Zeit durch die Beiträge in diesem Blog mit Sicherheit auf Grund von tiefgründigen Hintergrundwissen und interessanten Fakten, eine deutliche Steigerung Ihrer eignen Kaffee-Qualität erfahren.
Verrätst Du uns, worüber Du in den nächsten Monaten bei uns schreiben möchtest?
Für mich stehen nicht nur Methoden und Tipps für das perfekt zubereitete Kaffee-Getränk im Vordergrund, sondern vor allem möchte ich diesen Blog mit Informationen zur Geschichte und zur Kultur des Kaffees bereichern und darstellen, welche Bedeutung dieses Getränk für die gesamte Menschheit innerhalb der letzten knapp 500 Jahren erfahren hat.
Denn nur durch das Wissen über die Geschichte des Kaffees, die Bedeutung der weltweit unterschiedlichen Anbaugebiete sowie die kulturellen Unterschiede in der Art der Zubereitung, lassen sich Kaffee Enthusiasten wirklich nachhaltig für eine verbesserte Tassen-Qualität sensibilisieren.
Wir sind gespannt auf Deine Beiträge! Vielen Dank für das Interview.
Gern geschehen.
Beitrag kommentieren